OSU

oss

Der Begriff "Osu" (oft auch fehlerhaft "Oss" geschrieben) besteht aus zwei Schriftzeichen. Das erste Zeichen "Osu" bedeutet "stossen" oder "drücken". 

Das zweite Schriftzeichen "Shinobu" hat die Bedeutung von "ertragen, erdulden, erleiden". OSU kann man als alltäglichen Gruss bis hin zum Ersatz von "danke", "bitte" oder "ich habe verstanden" hören. Es wird in der Karatewelt fast ständig benutzt. Ausgeführt mit einer Verbeugung drückt es Respekt, Sympathie und Vertrauen gegenüber der/dem Anderen aus. "Osu" zeigt aber auch dem Lehrer, dass seine Anweisung verstanden wurde und versucht wird, sie zu befolgen.

Das Wort "OSU" und die Phrase Beharrlichkeit unter Druck fassen die Essenz des Dojo-Kun zusammen. Es wurde geschrieben von Masutatsu Oyama und Eiji Yoshikawa, Autor des berühmten "Musashi", dem Buch aus dem Leben und von den Heldentaten von Japans größtem Krieger Miyamoto Musashi. In Japan wurde Masutatsu Oyama oft als Miyamoto Musashi des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnet. Das Buch von Yoshikawa war es auch, das Masutatsu Oyama die Anregung für seine Zeit des meditativen Rückzugs in die Berge Japans gab.

Die schärfste Klinge wird mit dem heißesten Feuer geschmiedet. In diesem Sinn wird Charakterstärke allein durch hartes und ausdauerndes Training erworben und ist bekannt unter dem Namen "OSU NO SEISHIN".

"OSU" als Wort hat seinen Ursprung im Begriff des "OSHI SHINOBU" und der meint: "Durchhalten, während man bedrängt wird". Das schließt den unbedingten Willen ein, sich selbst bis an die Grenzen des Erträglichen zu fordern, und derart zu lernen, jeder Art von Druck zu widerstehen.

In seiner weiteren Bedeutung gestaltet sich das Wort mehrdeutiger, es beinhaltet einen Anruf an die Seele: Halte Stand und lerne kämpfend, die Schwächen der menschlichen Natur, die jedem bekannt sind, zu überwinden.


OSU ist ein besonderes Zeichen sowohl gegenüber den Menschen als auch gegenüber dem Dojo, weil es Geduld, Respekt und Würde gleichzeitig bedeutet.


                                                      OSU NO SEISHIN - Vom Geist der Ausdauer


"Ishi no ue ni san nen" so lautet ein japanisches Sprichwort und es will sagen:  "Drei Jahre auf einem Felsen".

Es weist auf die Notwendigkeit hin, zu allen Zeiten ausdauernd zu sein, eines der wichtigsten philosophischen Anliegen des Kyokushinkai Karate. Es war Sosai Mas Oyama, der sagte, für einen Karateka müsse es eigentlich heißen: 

                                                   "Sekijo ju nen "- Zehn Jahre auf einem Felsen.

Denn wo der durchschnittliche Mensch drei Jahre Ausdauer zeigt, da hat der Karateka es mühelos auf zehn Jahre zu bringen.

Tritte, Stöße und Formen zu lernen bedeutet, den besonderen Geist zu spüren, der einen Ausführenden umgibt.

Bleibt dem Budoka bewusst, dass sein wahres Potenzial in der Ausdauer ruht, vermögen gegnerische Stöße ihn kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Ein erster Hinweis, wie ein Lernender diesen Geist verinnerlicht, mag allein schon damit gegeben sein: „Noch ein Liegestütz mehr, einmal noch in die Hocke gehen - bevor ich aufgebe.“ Aus diesen bescheidenen, aber äußerst wichtigen Anfängen wächst allmählich der Wunsch, mehr Herausforderungen anzunehmen und so vieles über das Leben zu lernen.

Man meistert die Kata und erahnt ihren Geist. Man lernt in der Kumite, von Angesicht zu Angesicht, dass Stöße und blaue Flecken geringer wiegen, als die Annahme der Herausforderung an sich selbst.

Die Bedeutung von Osu kann für den Anfänger schnell auswendig gelernt werden. Umso faszinierender ist es, die Bedeutung in unzähligen Situationen selbst erfahren zu haben - Osu!