"Kyokushinkai" ist aus den drei japanischen Wörtern
"Kyoku" für maximal bzw. grösstmöglich,
"Shin" für Wahrheit bzw. Realität und
“Kai“ für Vereinigung bzw. Verbindung zusammengesetzt.
Für uns bedeutet dies,
die maximale Zusammenarbeit aller Kräfte.
(Körper, Geist und Seele)
(innere Haltung)
DIE GESCHICHTE DES KYOKUSHINKAI KARATE
Der geschichtliche Ursprung des Karate geht zurück bis ins Jahr 3‘000 v. Chr. und gründet auf indischen Faustkampf. Im Jahr 500 n. Chr. brachte ein indischer Mönch namens Bodhidharma die traditionellen Faustkampftechniken nach China. Er gab sein Wissen im buddhistischen Kloster Shao-lin-ssu weiter, damit seine Mitbrüder sich auf ihren Reisen gegen Wegelagerer zur Wehr setzten konnten. Somit wurde das in den Shaolin–Tempeln praktizierte Boxen zur Ausgangslage der meisten der östlichen Kampfsysteme, die dann unter dem Namen Kempo zusammengefasst wurden.
Aus dem Kempo entspringen viele verschiedene Kampfkünste. So das Tai-kyoku-ken (China), Thaiboxen (Thailand), mongolisches und russisches Ringen, das Sambo, T’ai-Chi-Chuan (China) und das Taiwan-Kempo. Aus diesen Richtungen entwickelten sich später Sumo-Ringen, Jujitsu, Judo, Aikido, Okinawa-Te, Tae-Kwon-Do, Viet-Vo-Dao und in China das T’ai-chi, was später zum Kung-Fu wurde.
Auf den Ryu-kyu-Inseln wurde ab 1300 auf den Grundlagen des Shaolin-ssu ein besonders ausgeklügeltes Kampfsystem entwickelt. Aufgrund eines jahrhundertlangen Waffenverbots entwickelte sich dieses Kampf- und Selbstverteidigungssystem sehr schnell.
Auf der Insel Okinawa wurden drei hauptsächliche Kampfsysteme trainiert, das Shuri–Te, Naha–Te und das Tomari–Te, welche dann als Okinawa–Te zusammengefasst wurden. Das moderne Karate war somit geboren. Der 1871 in Okinawa geborene Gichin Funakoshi war es, der 1923 das Okinawa–Te in Japan einführte. Sein Karatestil benannte sich Shotokan. Als eigentlicher Vater des modernen Karate genannt, starb er am 26. April 1957. Von ihm stammt das Zitat: „Das Wichtigste beim Karate ist nicht der Sieg über seinen Gegner, sondern der Sieg über sich selbst."
Die Zeichen für „China“ und „leer“ wurden im Japanischen mit „Kara“ gelesen. So änderte sich der Begriff „China-Hände“ in „leere Hände“ also Kara–Te. Unter diesem Namen wurde diese Kampkunst weltweit bekannt und geachtet.
Im selben Jahr, als Gichin Funakoshi nach Japan kam, wurde Masutatsu Oyama geboren (1923).
SOSAI OYAMA
27. Juli 1923 - 26. April 1994
Masutatsu (Mas) Oyama ist der Begründer des
Kyokushinkai Karate. Mas Oyama wurde am 27. Juli 1923
in einem kleinen Dorf in Südkorea als Yong- I Choi geboren,
er wurde aber gerne Choi Bae-Dal genannt. Schon früh
wurde Oyama in die Mandschurei geschickt, um auf der
Farm seiner Schwester zu leben. Dort begann er im Alter
von neun mit dem Studium des südchinesischen Kempo
Stils Shaku-riki unter Mr. Yi, einem Angestellten der Farm.
Als Oyama mit 12 Jahren nach Korea zurückkehrte, setzte
er sein Training mit der koreanischen Kampfkunst Taekyon fort.
1938 im Alter von 15 Jahren wanderte Oyama nach Japan aus um
Pilot zu werden. Allein in Tokyo fühlt er sich als Koreaner unerwünscht
und bereute seine Entscheidung. Glücklicherweise lernte er eine
Familie koreanischen Ursprungs kennen und wurde von ihnen
aufgenommen. Es war üblich für koreanische Immigranten, einen
japanischen Namen anzunehmen, um von der japanischen Gesellschaft
besser akzeptiert zu werden und so nahm Choi in Ehre an seine Gastgeber den Namen Oyama an. Von da an war er nicht mehr als Yong-I Choi sondern als Masutatsu Oyama bekannt. Die Gastfamilie hatte zwei Söhne namens Shigeru und Yasuhiko, beide waren später unter den ersten Schülern Oyama's und wurden bekannte Mitglieder der Kyokushinkai-kan.
Trotz der Schwierigkeiten in dem fremden Land setzte Oyama sein Kampfkunsttraining fort, indem er Boxen und Judo trainierte. Eines Tages bemerkte er Studenten, die Okinawa Karate trainierten und war so beeindruckt, dass er zum Dojo von Gichin Funakoshi an der Takushoku Universität ging, um Shotokan Karate zu lernen. Es war Funakoshi, den Oyama später als seinen wahren Karate-Lehrer bezeichnete und er sprach immer sehr ehrfürchtig über ihn und erwähnte seine milde aber überwältigende Ausstrahlung. Oyama sagte einmal, dass von den vielen Sachen, die er von Funakoshi lernte, Kata das wichtigste war. Mit 18 Jahren war er bereits Nidan und als er im Alter von 20 Jahren in die kaiserliche japanische Armee eintrat, war er bereits Yondan. Außerdem trainierte er weiterhin ernsthaft Judo.
Japans Kapitulation im Zweiten Weltkrieg beendete Oyamas militärische Karriere abrupt. Die Belastung der verlorenen Karriere und die Schmach der Niederlage seines angenommenen Heimatlandes waren für Oyama beinahe unerträglich. Die Belastung führte zu Problemen, die Oyama überall hin zu verfolgen schienen. Entmutigt und an sich selbst zweifelnd schlitterte Oyama von einem Unglück ins andere. Oyamas Grösse und Stärke und seine Naivität gegenüber dem Lauf der Welt trieb ihn in die Hände eines Verbrechersyndikats, die ihm leichtes Geld für seine Unterstützung versprachen. Natürlich bestand die Unterstützung darin, rohe Gewalt gegenüber allen, die dem Syndikat in die Quere kamen, anzuwenden. Als Resultat der Verbindung zu den Verbrechern musste Oyama für sechs Monate ins Gefängnis.
Nach seiner Entlassung fühlte Oyama das Bedürfnis, für seine Taten zu büssen und die einzige Wiedergutmachung die er kannte, war, sich ganz der Kampfkunst hinzugeben und so hart wie möglich zu trainieren. Obwohl er von Funakoshi bereits den Grad eines Nidans im Karate hatte, wollte er vom Karatetraining mehr als Grade. Obwohl das Praktizieren von Kampfkünsten während der Besetzung Japans verboten war, gab es versteckte Orte an denen man trainieren konnte, man musste nur die Sprache kennen und formal einem Instruktor vorgestellt werden. Oyama lernte So Nei Chu kennen, einen Schüler von Gogen Yamagushi, der das 1930 von Chojun Miyagi gegründete Goju Ryu Karate in Japan weiterführte. Schnell nahm Oyama wieder das Karate-Training unter So Nei Chu auf und es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen. Oyama lernte von So, welcher ein grosser Philosoph mit einem starken Charakter und einer noch stärkeren spirituellen Überzeugung war, nicht nur Goju Ryu, sondern wurde von ihm auch in den buddhistischen Glauben der Nichiren Sekte eingeweiht. Es war So, der Oyama dazu inspirierte, sein Leben ganz dem Karate-Do zu widmen. Als er bei So mit dem Training begann, nahm er auch wieder ernsthaft das Training in Judo auf und erreichte dort schliesslich nach vier Jahren Training Yondan.
Oyama mochte es, die lokalen Tanzveranstaltungen zu besuchen, um nach dem Training zu entspannen und den sozialen Umgang zu pflegen. An einer dieser Veranstaltungen eilte Oyama einer Frau zu Hilfe, die von einem bekannten Störenfried belästigt wurde. Im Verlauf der Auseinandersetzung blockierte Oyama einen Messerangriff und versetzte dem Angreifer einen Schlag an den Kopf. Der Mann war auf der Stelle tot. Obwohl Oyama vor Gericht, dank Augenzeugenberichten, wegen Handlung in Notwehr freigesprochen wurde, erschütterte der Vorfall Oyama so stark, dass er das Kampfkunsttraining aufgeben wollte. Als er herausfand, dass der Mann, den er getötet hatte, eine Frau und Kinder auf einer Farm in der Nähe von Tokyo hinterliess, ging er dorthin und arbeitete für mehrere Monate auf der Farm. Er verliess die Familie nicht, bis die Witwe ihm versicherte, dass sie finanziell in der Lage sei, die Farm zu unterhalten und dass sie ihn nicht für den Tod ihres Mannes verantwortlich mache.
Dieser Vorfall wurde zu einem entscheidenden Wendepunkt in Oyamas Leben. So Nei Chu riet ihm wegzugehen und seinen Körper und Geist zu trainieren und dem Karate eine Chance zu geben, sein Leben zu kontrollieren.
Mit 23 Jahren traf Oyama 1948 Eiji Yoshikawa, den Autor des Romans Miyamoto Musashi. Dieses Buch und der Samurai Bushido Kodex prägten ihn sehr. Im selben Jahr zog er sich, gemeinsam mit dem Studenten Yashiro nur mit seinen Büchern und den notwendigsten Kochutensilien auf den Berg Minobu in Chiba zurück. Der Berg Minobu ist derselbe Ort, an dem der Samurai Miyamoto Musashi die Inspirationen für sein Doppelschwertsystem Nito Ryu erhielt. Für Oyama war dies also der ideale Platz zum trainieren und in derselben Tradition wie sein Idol Musashi inspiriert zu werden. Nach sechs Monaten verließ ihn Yashiro aber und nur dank der Unterstützung durch So Nei Chu trainierte er in der Einsamkeit weiter und entschloss sich, der stärkste Karateka in Japan zu werden.
Nach 14 Monaten informierte ihn sein Sponsor, dass er ihn nicht mehr länger unterstützen könne und so kehrte Oyama in Körper und Geist gestärkt in die Zivilisation zurück und gewann einen Monat später die erste nationale japanische Kampfkunst Meisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Oyama war unzufrieden die geplanten drei Jahre einsamen Trainings frühzeitig abgebrochen zu haben und fühlte noch immer, dass etwas in seiner Kampfkunst fehlte und er noch nicht sein volles Potential erreicht hatte. Oyama kehrte für ein weiteres Jahr in die Berge zurück, um fanatisch zwölf Stunden jeden Tag ohne einen Tag Pause zu trainieren. Er meditierte unter eisigen Wasserfällen, sprang unzählige Male über Sträucher und Felsen und benutzte Bäume und Felsen als Makiwara, um seine Hände, Füsse und Beine zu trainieren. Indem er grosse Steine als Gewichte hob, stärkte er seine Muskeln. Zusätzlich lief er mindestens hundertmal pro Tag Kata und übte Kihon mit hunderten bis sogar tausenden von Repetitionen und trieb sich selbst konstant an die Grenzen der menschlichen Ausdauer. Jeder Tag beinhaltete auch das Studium von alten klassischen Kampfkünsten, Zen und Philosophie. Nach 18 Monaten kehrte er voller Selbstvertrauen und Selbstbeherrschung in die Zivilisation zurück und begann der Welt seine Kraft und Fähigkeiten zu demonstrieren.
Während der Zeit in den Bergen begann Oyama sich vorzustellen, mit den blossen Händen einen Stier zu besiegen. Den Ruhm, den er dadurch erlangen würde, könnte ihm helfen, das Interesse zu wecken und andere von der Stärke und Kraft des Karate zu überzeugen und sie auf dem Weg des Karate zu instruieren. Oyama entschied sich, seine Karate-Kenntnisse in einem Kampf um Leben und Tod gegen einen Stier anzuwenden. Oyamas Ruhm als Karateka verbreitete sich schnell. Über seinen Sieg am All Japan Karate Tournament und sein isoliertes Bergtraining wurde im ganzen Land berichtet.
Die Neuigkeiten über seine Erfolge erreichten auch die USA. Im Jahr 1952 wurde Oyama von der Chicago Pro Wrestler Association eingeladen, um an Kämpfen in Chicago teilzunehmen. Oyama entschied sich mit dem Kampf gegen einen Stier noch zu warten und nahm die Einladung an. Oyama stand in Chicago drei Wrestlern gegenüber und ging aus allen Kämpfen als Sieger hervor. Aus dem geplanten kurzen Ausflug nach Chicago wurde eine zehnmonatige Tour durch 32 Staaten sowie Kanada, Mexiko und Kuba. Er stellte sich Gegnern unterschiedlichster Kampfstile und besiegte alle Herausforderer, viele mit nur einem einzigen Schlag, und demonstrierte somit unglaubliches und atemberaubendes.
Nach seiner Rückkehr nach Japan organisierte Oyama ein Duell gegen einen Stier. Im Lauf seiner Karriere kämpfte er gegen 47 Stiere, vier davon tötete er mit einem einzelnen Schlag, vielen schlug er mit Shuto Hörner ab. 1957 wurde Oyama in einem Kampf in Mexiko so stark von einem Stier verletzt, dass er sechs Monate hospitalisiert werden musste. Trotz dieses fatalen Vorfalles kämpfte Oyama danach noch gegen mehrere andere Stiere und besiegte sie alle. Auf Grund der vielen Beschwerden von Tierschützern hörte er schliesslich mit diesen Kämpfen um Leben und Tod auf und begann eine andere Phase seines Karate-Traums.
Oyama eröffnete sein erstes Dojo 1953 unter freiem Himmel auf einer Grasparzelle in Mejiro Tokyo. Sein Trainingsassistent war Kenji Masushima. Viele von Oyamas ersten Schülern kamen von anderen Karate-Stilen und kamen wegen des harten Trainings zu Oyama. Das Kumite im Training wurde Vollkontakt (Jissen) ausgeführt, damit die Studenten lernten, welche Techniken wirkungsvoll waren und funktionierten und welche nicht. Dabei wurden die Techniken der verschiedenen Stile ausprobiert, übernommen, angepasst oder auch verworfen. Oyama nahm die Techniken, die er für die besten hielt und sich als wirksam erwiesen, in sein Karate auf und entwickelte so die Grundlage für seinen eigenen Stil. Wegen der Intensität und Härte des Trainings war die Ausfallquote unter den Schülern ziemlich hoch. Trotzdem machte Oyama weiter und während der nächsten drei Jahre konnte er sich eine starke Basis von Studenten aufbauen.
1956 eröffnete Oyama sein erstes offizielles Dojo in einem schmalen Gebäude hinter der Rikkyo Universität im Ikebukero Quartier, nur wenige hundert Meter vom heutigen Standort des Honbu entfernt. Masushima blieb weiterhin Lehrer, nun aber zusammen mit Masami Ishibashi, Kenji Kato, Ken Minamoto und Eiji Yasuda. Im selben Jahr wählte Oyama den Namen Kyokushin für seinen Karate-Stil. Er wählte diesen Namen aufgrund des Sprichwortes: “Nach tausend Tagen üben ist man ein Anfänger, nach zehntausend Tagen ein Experte“. Dieses Sprichwort bedeutete für ihn die "ultimative (oder letzte) Wahrheit" (im japanischen Kyokushin). Deshalb entschied er, dass seine Karate Organisation als Kyokushinkai (Gemeinschaft der letzen Wahrheit) bekannt werden soltel. Trotz des sehr harten Trainings wuchs die Mitgliederzahl innerhalb eines Jahres auf 700 Schüler an.
Während der nächsten zehn Jahre baute Oyama seine Organisation weiter auf und begann, seine eigene Mission: der Welt die Wichtigkeit des Karate nahezubringen. Er glaubte fest daran, dass seine Karate-Ideologie zusammen mit den starken Einflüssen des Zen Buddhismus den Weltfrieden fördern würde und reiste deshalb wie ein Missionar um den Globus, um sein Karate zu verbreiten. Wann und wo immer er zu einem Kampf herausgefordert wurde, nahm er an und wurde nicht ein einziges mal besiegt.
Oyama wusste, dass es für ihn alleine unmöglich war, alle Teile der Erde zu erreichen und er realisierte, dass es mehr als Kämpfe und Demonstrationen brauchte, um Karate die weltweite Akzeptanz zu bringen, die er sich vorstellte. Oyama konnte seine besten Studenten dazu bringen, ihm zu helfen und sendete sie in verschiedene Länder. Diese Studenten glaubten so stark an Oyama und sein Karate, dass sie damit einverstanden waren, ihr Heimatland Japan zu verlassen und sich in einem fremden Land fest niederzulassen, um dort Karate-Schulen zu eröffnen und Kyokushin zu lehren.
Das erste offizielle Dojo, das Oyama 1956 in der Nähe der Rikkyo Universität eröffnete wurde gemeinsam mit einem Ballett Studio benutzt. Zu dieser Zeit studierte die älteste Tochter Oyamas in dem Studio Ballett. Eines Tages fragte ihr Lehrer sie nach der Stunde, ob er sich mit ihrem Vater treffen könne. Als Oyama zum Treffen erschien erzählte ihm der Ballettlehrer, dass die Yakuza (japanische Mafia) ihm Probleme bereiten würden. Der Lehrer erklärte ihm weiter, dass er sich aufgrund Oyamas Ruf als starker Karateka freuen würde, wenn er sein Studio als Trainingsmöglichkeit nutzen könnte. Oyama akzeptierte das Angebot und so war das erste Dojo gegründet.
Die Aufbauzeit des Dojos war für Oyama und seine Familie eine harte Zeit. Er musste mit der Familie umziehen und die mageren Einkünfte aus dem Karate reichten kaum für richtiges Essen. Trotzdem war Oyama fest entschlossen, erfolgreich eine starke Karate-Anhängerschaft aufzubauen. Obwohl Oyamas Frau Chiyako den Enthusiasmus ihres Mannes teilte und ihn voll und ganz unterstützte, war ihre Stimmung und die ihrer Kinder während dieser entbehrungsreichen Zeit verständlicherweise getrübt. Eines Tages entdeckten Oyama und seine Frau in Ikebukuro ein Grundstück, das zum Verkauf stand. Oyama entschloss sich, dieses Grundstück trotz der fehlenden finanziellen Mittel zu kaufen, um seiner Familie ein Haus zu bauen. Oyama hatte die Idee ein Buch zu schreiben und die Einnahmen als Anzahlung für das Grundstück zu nutzen.
Oyama musste schnell realisieren, dass obwohl er genügend Material für ein Buch hatte, es nicht so einfach war, einen Herausgeber dafür zu finden. Nach mehreren Absagen sahen er und seine Frau bereits das Buchprojekt und den Traum vom eigenen Grundstück platzen. Schon fast alle Hoffnungen aufgegeben, wurde ihnen geraten, es bei einem anderen Herausgeber zu versuchen, der auf den Übersee-Markt spezialisiert war. Der Direktor des Verlages akzeptierte den Vorschlag und die Veröffentlichung von "What is Karate" wurde in den USA ein grosser Erfolg. Die Tantiemen für das Buch gaben Oyama und seiner Frau die Möglichkeit, das Grundstück in Ikebukuro zu erwerben.
Oyamas Dojo im Ballettstudio war laut Tadashi Nakamura ziemlich schäbig. Trainiert wurde auf einem einfachen Holzboden und es gab weder Duschen noch Umziehkabinen. Die Kleider wurden rasch hinter einem mit Draht aufgehängten Vorhang gewechselt, bevor die Mädchen für den Ballettunterricht kamen. Eines Abends nach dem Training bemerkte ein Student, dass es angenehm wäre, eine Dusche zu haben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Oyama nicht einmal daran gedacht, ein Dojo zu bauen. Als er jedoch die Bemerkung des Schülers gegenüber seiner Frau erwähnte, war die Entscheidung gefällt. Ihr neues Haus, welches sich noch immer in der Planungsphase befand, hatte zu warten. Chiyako unterstützte die Idee, ein Dojo zu bauen. Somit war der Grundstein für das Honbu gelegt.
Der Bau des Kyokushin Kaikan (wörtlich Aula, grosse Halle) war eine riesige Unternehmung für Oyama und die Kyokushinkai. Obwohl Oyamas Schüler tatkräftig und so gut es ging beim Bau mithalfen, kam er nur schleppend voran, weil immer wieder die Geldmittel fehlten. 1964 war das Dojo endlich fertiggestellt und Oyama eröffnete offiziell sein Honbu im Ikebukuro Quartier in Tokyo. Das mehrstöckige Gebäude besteht aus zwei Dojos, einem Empfangsraum, einem Appartment zum Wohnen, Mas Oyamas Büro, Räume für Mitarbeiter, Umkleide- und Lagerräumen. Für mehr als dreissig Jahre, bis zu seinem Tod, führte Oyama seine weltweite Organisation von diesem Honbu aus. Viele weltbekannte Karate Kämpfer und hoch anerkannte Karate Instruktoren haben im Kyokushin Kaikan unter Sosai Oyama hart trainiert. Oyama hat sein Kyokushinkai zur grössten Karate Organisation der Welt aufgebaut, mit mehr als fünfzehn millionen Mitgliedern in über hundert Ländern. Er reiste unermüdlich über den Globus, um das Kyokushin zu fördern, persönlich die Landesvertreter zu instruieren und in Trainingslagern begeisterte Schüler zu unterrichten.